Hoffnung ist ein zentrales Thema im Leben vieler Menschen. Was bedeutet Hoffnung? Wie findet man sie in schwierigen Zeiten wieder? Julia Steppat, die Gründerin von Seelenmut, spricht über die Wichtigkeit von Hoffnung, wie man diese pflegt und welche Rolle Hoffnung in ihrer Arbeit als Coachin spielt.

Porträt Julia Steppat Coach

Julia Steppat ist klinische Psychologin und arbeitet aktuell als Coachin. Über 24.000 Menschen verfolgen auf ihrem Instagram-Account »Seelenmut« ihre Arbeit, Ratschläge und die Botschaft: Die Hoffnung nicht aufgeben. (Fotocredit: Julia Steppat)

Das Interview im Überblick:

Was ist Hoffnung für dich?

Julia: Ich würde sagen, Hoffnung ist eine bestimmte Art der Grundhaltung, positiv in die Zukunft zu blicken. Es ist wie ein gewisses Urvertrauen, dass man in die Welt, in sich selbst oder seine Fähigkeiten, in seine Freunde und Bekanntschaften hat. Dieses Vertrauen ist da, selbst wenn um einen herum ständig schlimme Sachen passieren, auf die man keinen Einfluss hat. Davon würde ich die Zuversicht unterscheiden. Zuversicht trägt mehr Gewissheit in sich, dass sich etwas gut entwickeln wird. Hoffnung ist schwankender. Man schöpft neue Hoffnung, wenn etwas Gutes passiert. Aber stellt sich etwas Negatives ein, verliert man sie möglicherweise genauso leicht wieder. Hoffnung wird stärker von äußeren Einflüssen bedingt. Zudem hat Hoffnung für mich mit dem Selbstwertgefühl und dem Vertrauen in sich selbst zu tun, was auch davon beeinflusst wird, wie man zum Beispiel aufgewachsen ist. Meiner Meinung nach ist heutzutage die Fähigkeit essentiell, die Hoffnung nicht aufzugeben, sondern weiter an einen guten Ausgang zu glauben. Es geschehen aktuell um uns herum so viele unschöne Dinge, wie Kriege, die Pandemie wirkt immer noch nach, Inflation und Geldsorgen. Es verändert sich Vieles. Da brauchen Menschen ein Stück Sicherheit. Sie brauchen etwas, woran sie festhalten können. Hoffnung ist hier ein Anker und wie ein positiver Schatz.

Wie schafft man es, die Hoffnung nicht aufzugeben trotz widriger Umstände? Hast du Tipps?

Julia: Also ich finde, Dankbarkeit ist ein ganz tolles Tool, um auch in schweren Zeiten, die Hoffnung nicht aufzugeben. Wenn man täglich den Blick darauf richtete, was es Gutes im eigenen Leben gibt, hilft das für die Zukunft ebenso das Positive zu sehen. Wir verlieren häufig den Blick dafür, was wir alles haben, nehmen manches oft als selbstverständlich an. Daher ist es bedeutsam auf das Schöne und Gute zu schauen. Das gibt Kraft. Mir persönlich hilft es immer, nach draußen in die Natur zu gehen, einen Ortwechsel vorzunehmen, in ein Cafè gehen, in einen Buchladen, an irgendeinen Ort, der mir persönlich gut tut. Für mich ist es wertvoll, Freunde oder andere Menschen zu treffen, die vor einer ähnlichen Herausforderungen stehen und das Gespräch mit ihnen zu suchen. Durch einen Ortswechsel und durch Gespräche verändert sich automatisch der Blickwinkel. Man gewinnt Abstand zu sich und dem Problem, das einen runterzieht. Durch Gespräche lässt sich überprüfen, ob die eigene Perspektive tatsächlich die reale ist oder man seine Situation verzerrt wahrnimmt. Solche Gespräche entmachten manchmal den inneren Kritiker und stärken das Selbstbewusstsein. Das hilft, die Hoffnung nicht aufzugeben, sondern wieder positiv in die Zukunft zu schauen.

Was hat das Thema Hoffnung mit deinem Angebot als Coachin und den Inhalten auf deinem Instagram-Kanal »Seelenmut« zu tun?

Julia: Ich bin klinische Psychologin und Ernährungsberaterin. Sich mit Hoffnung auseinanderzusetzen, gehört zu diesem Beruf und meiner Arbeit natürlichweise dazu. Gerade über meine Seelenmut-Instagram-Seite versuche ich Hoffnung auszustrahlen, indem ich meine eigene Geschichte und Erfahrungen teile. Ich zeige, dass es möglich ist, sich von Essstörungen oder generell von psychischen Erkrankungen zu erholen oder diese zu heilen. Sehr viele meiner Klientinnen und Klienten sind schon lange in der Essstörung drin. Sie wissen nicht mehr, wie Leben ohne Essstörung funktioniert. Sie sind ihrer Stimme im Kopf ausgeliefert. Alles dreht sich ums Kalorien zählen, die Gewichtsentwicklung, das Aussehen des Körpers. Psychologische Hilfe kann einen Perspektivwechsel und damit ein Ausbrechen aus diesem ständige Kreisen um sich selbst und seinen Körper anregen. Für diese Menschen ist es sehr interessant zu sehen, wie es eine andere Person aus der Essstörung rausgeschafft hat. Da bin ich soewtas wie ein Spiegel und Vorbild für sie, da ich selbst sieben Jahren lang in der Essstörung war und diese überwinden konnte. Mein Beispiel zeigt ihnen, dass man die Hoffnung nicht aufgeben sollte. Sie sehen, dass es Möglichkeiten gibt, zurück zu einem Leben zu finden, das ohne Zwänge, ohne totalen inneren Druck und Stress ist. Durch meinen persönlichen Werdegang und die fachlichen Informationen realisieren andere, dass es einen Weg gibt. Damit sind Hoffnung schenken und Mut machen die zwei Kernstücke meiner Arbeit.

Wie gehen Kinder mit Hoffnung um? Verlieren Sie die Hoffnung schneller als Erwachsene? Was denkst du?

Julia: Ich arbeite ausschließlich mit Erwachsenen. Aber mein Eindruck ist, dass Kinder im Vergleich zu uns Erwachsenen meistens noch mehr in einem Zustand des natürlichen Vertrauens sind. Sie entdecken die Welt, sie achten noch mehr auf die Besonderheiten und das Schöne, sehen das Magische und haben die Fähigkeit durch ihre Fantasie im Spiel eine Umgebung zu kreieren, in der sie sich wohl und frei fühlen. Sie betonen eher das Positive und Hoffnungsvolle und sehen sich selbst noch mehr im Mittelpunkt. Wir Erwachsenen denken viel mehr über alles nach und stehen unter einem größeren Druck und Einfluss von Außen: Was hat mein Chef gesagt? Wie meint die das? Habe ich mich angebracht verhalten? Im Gegensatz zu Erwachsenen haben Kinder die Strukturen und Normen noch nicht so drauf gepackt. Das ändert sich natürlich im Laufe der Zeit. Es ist auch immer sehr von Elternhaus und Erziehung abhängig. Aber Hoffnung an sich kennt jedes Kind, schon allein dadurch, dass man hofft, an Weihnachten ein bestimmtes Geschenk zu bekommen. Kinder können besser als Erwachsene damit umgehen, wenn Träume platzen. Sie sind vielleicht traurig oder wütend, aber dann richten sie den Blick wieder nach vorne. Dadurch, dass sie bewusst und intensiv durch ihre Gefühle durchgehen, diesen Emotionen erlauben, da zu sein, können sie schneller weitergehen. Während wir als Erwachsene gerne unsere Gefühle gar nicht anschauen oder nicht so wahrhaben möchten. Die Emotionen stauen sich an und irgendwann machen sie dann Probleme, die uns überfordern und hoffnungslos machen können. Kinder sind da zum Glück noch anders.

Liebe Julia, vielen Dank für das offnen und interessante Gespräch.

Über Julia Steppat

Julia Steppat ist klinische Psychologin und Ernährungsberaterin. Aktuell arbeitet sie als Coachin mit Schwerpunkt im Bereich Essstörungen. Seit 2019 ist sie auf Instagram mit ihrem Account »Seelenmut« aktiv. Sie hilft über 24.000 Follwer:innen mit Ratschlägen, aber auch eigenen Erfahrungen aus ihrer Zeit, als sie an Magersucht litt. Julia ist außerdem Autorin. Im Fühjahr 2024 erscheint ein Ratgeber für Eltern und Betroffen von Essstörungen unter dem Titel „Warum Kinder nicht richtig essen. Die wahren Ursachen von Essstörungen“ im GU Verlag.

Mehr zu Julia und ihrem Angebot gibt es auf: www.seelenmut.net

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Beachte bitte: Die Inhalte dienen lediglich der Innformation und Inspiration. Sie sind kein Ersatz für eine Psychotherapie oder ärztliche Begleitung. Wenn du dich sehr hoffnungslos und niedergeschlagen fühlst, solltest du eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen.

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Das Interview habe ich Rahmen meiner Arbeit an meinem Kinderbuch »Hoffnung und der Sumpfmumpf« geführt. Darin muss Amelie ihre Hoffnung wiederfinden, die ihr von einem gemeinen Monster geklaut wurde.

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