Das Kinderbuch für Grundschüler „Antons geheime Reise mit Paul Pulli“ erzählt die Lieferkette eines nachhaltig und fair produzierten Baumwollpullovers als Abenteuergeschichte mit dem Superhelden Paul Pulli.
Für Recherche und Fachlektorat des Kinderbuches holte sich die Autorin Alexandra Wagner Unterstützung von Christin Fuchs, die bei Good Garment Collective Expertin für nachhaltige, textile Lieferketten ist.
Im Blog verrät uns Christin nicht nur ihre Meinung zum Kinderbuch über Nachhaltigkeit. Sie schildert auch, welches immer noch die größten Herausforderungen für Mode-Labels sind, die fair und nachhaltig Mode produzieren möchten.
Ein Kinderbuch, das Produktionsschritte und die textile Lieferkette zum Thema einer Abenteuergeschichte macht: Was war dein erster Gedanke und wie findest du ist das Buch geworden?
Ich fand es total spannend und habe mich zeitgleich gefragt, wie man Nachhaltigkeit Kindern einfach erklären und die komplexe, textile Lieferkette Kindern näherbringen soll, wenn sie schon für Erwachsene schwer verständlich ist. Ich finde es schön, dass Kindern dieser Inhalt nahegebracht wird. Als supercoole Superhelden-Story wurden die Prozessschritte gut verständlich und bildlich erklärt. Ich finde die Mischung aus Inhalt und Fiktion gelungen und denke, dass auch viele Erwachsene beim Vorlesen Neues dazulernen, wie und wo Bekleidung eigentlich produziert wird.
Beratung für Autoren und Fachlektorat gehören nicht zu eurem primären Leistungsspektrum. Was macht Good Garment Collective normalerweise?
Good Garment Collective ist eine Produktionsagentur für nachhaltige Bekleidung. Wir betreuen Fashion Start-Ups von der Idee bis hin zur fertig produzierten Kollektion in den Bereichen: Schnittentwicklung, Materialsourcing und Produktionsmanagement. Wir haben zwar noch nie eine Beratung speziell zu einem Buch gemacht, bieten aber regelmäßig individuelle Beratungen und Workshops rund um die Bekleidungsherstellung und deren Prozesse an. Das heißt Beratungen zu einer nachhaltigen Lieferkette sind nicht neu für uns, aber für uns war es das erste Mal, dass wir ein Fachlektorat übernommen haben.
Welches sind aus eurer Sicht aktuell die größten Herausforderungen bei nachhaltigen, textilen Lieferketten? Welche Hürden müssen Modeunternehmen nehmen?
Die Lieferketten bei Bekleidung sind oft so komplex und global, dass es schwer fällt jeden einzelnen Prozessschritt zurückzuverfolgen. Zum Beispiel kann die Herstellung des Stoffes und Kleidungsstückes gut rückverfolgt werden, bei der Faser, aus der dieser Stoff besteht, hört es aber schon meistens auf. Wer nachhaltige Stoffe und Zutaten verwendet und darauf achtet lange Lieferwege zu vermeiden, dem sollte im Designprozess bewusst sein, nur auf ein eingeschränktes Sortiment an Stoffen und Zutaten zurückgreifen zu können, die es am Markt unter diesen Kriterien gibt. Letztendlich, denke ich, ist die Preiskalkulation für viele Fashion Start-Ups am schwierigsten. Werden nachhaltige Stoffe und Zutaten verwendet so sind die Materialkosten höher als bei der Verwendung von konventionellen Stoffen. Hinzu kommen die zum Teil höheren Mindestbestellmengen und die anfangs kleinen Stückzahlen in der Produktion. Für viele ist es schwer die Kleidung dann zu einem konkurrenzfähigen Preis zu verkaufen. Zum Teil liegt es aber auch daran, dass konventionelle Mode viel zu günstig ist und Konsument*innen noch nicht bereit dazu sind mehr Geld für gute Kleidung auszugeben.
Liebe Christin, vielen Dank für das interessante Gespräch!