Du fragst dich, wie ihr in der Familie mit Kleidung nachhaltig umgehen könnt? Hier findest du einfache Lifehacks für einen bewussten, fairen und umweltfreundlicheren Kleidungskonsum. Jeder Schritt zählt!
Nachhaltiger Kleidungskonsum – 11 Lifehacks für Familien:
Schluss mit Bergen von Fast Fashion! Ein Hoch auf den nachhaltigen Umgang mit Kleidung.
Ein nachhaltiges Leben zu führen, ist in unserer Konsumgesellschaft eine wahre Herausforderung. Überall werden wir zum Kauf von Dingen verführt: Insta-Posts, TikToks, Werbung, Schaufenster, Gruppenzwang…
Insbesondere spüren wir das in Sachen Mode. Schließlich ist die Kleidungswahl eine Möglichkeit, unsere Persönlichkeit auszudrücken. Wir wissen: „Kleider machen Leute“, und das spüren bereits Deine Kids auf dem Schulhof. Bekleidung zu finden, die uns passt, angesagt ist, uns steht und auch noch vom Preis her stimmt, ist dabei manchmal schon schwierig genug. Und jetzt muss Mode auch noch nachhaltig sein?
Challenge accepted!
Diese Tipps, wie du mit Kleidung nachhaltig umgehst, helfen dir bei deiner Mission zu einem guten Gewissen und nachhaltiger Mode. Probiere die Ideen aus, die du einfach umsetzen kannst. Auch Kleinigkeiten machen einen Unterschied.
Sportklamotten nur für Sport, um Mikroplastikmüll zu reduzieren
Wusstes du, dass etwa 20 – 35% des Mikroplastiks aus Textilien stammt? Zu diesem Ergebnis kam Elsevier, ein Wissenschaftsverlag und Datenanalyseunternehmen, in einer Studie aus dem Jahr 2019. Meistens tritt dieses Mikroplastik als Fasern auf. Diese werden unter anderem beim Waschen freigesetzt und können von den Kläranlagen nicht komplett herausgefiltert werden.
Das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus macht folgende Rechnung auf: „Geht man davon aus, dass man alle 14 Tage eine Maschine mit Polyester-T-Shirts wäscht, ergibt das 26 Waschgänge pro Jahr. Das sind knapp drei Gramm Mikroplastik im Jahr. Waschen jetzt rund 40 Millionen deutsche Haushalte alle zwei Wochen sechs Kilogramm Polyester-T-Shirts, erzeugen sie mehr als 120.000 Kilogramm Mikroplastik pro Jahr. Fleecejacken verursachen die vierfache Menge an Mikroplastik pro Waschgang.“
Gerade unter Jungs gibt es den Trend, Trainingshosen und Sport-T-Shirts als Alltagskleidung zu tragen. Das ist bedauerlich, denn Sportklamotten bestehen meistens aus Polyester, bei dem durch Abrieb Mikroplastik entsteht. Versuche also, dass Deine Kids und Du selbst Sportklamotten aus Kunststofffasern, wie Polyester, wirklich nur zum Sport zu tragen.
Greife beim Bequem-Outfit für zuhause besser zu Naturfasern (siehe nächster Lifehack). Polyester zu tragen, macht ehrlicherweise nur dann Sinn, wenn man schwitzt und der Stoff schnell trocknen soll.
Naturfasern statt Kunststofffasern kaufen
Mittlerweile besteht nicht nur Sport-, sondern auch viel Alltagskleidung aus Polyester, da dieses billig in der Herstellung ist. Im Gegensatz zu früher sieht man den Klamotten aber nicht mehr an, dass sie aus Polyester sind. Auch die Haptik ist oft angenehm. Du kannst also leicht reinfallen und versehentlich Polyester kaufen.
Schaue daher beim Neukauf auf dem eingenähten Etikett nach, aus welchem Material das Teil besteht. Greife am besten zu 100% Naturfasern. Naturfasern sind zum Beispiel Baumwolle, Hanf, Leinen, Tencel, Wolle. Eine Übersicht zu Naturfasern sowie deren Vor- und Nachteile findest du bei Utopia.de
Bedenke: Bei Baumwolle ist es wichtig, dass du zu Bio-Baumwolle greifst, da bei herkömmlich angebauter Baumwolle extrem viel Wasser verbraucht wird. Ein weiteres Problem bei für Fast Fashion konventionell angebauter Baumwolle: Es werden Unkrautvernichtungsmittel und Insektengifte eingesetzt.
Beim BMVU findest Du weitere Probleme, die Fast Fashion mit sich bringt.
Fast Fashion-Marken vermeiden, Fair und Green Fashion kaufen
Halte dich fest: Denn jetzt kommt ein Hammer. Nahezu alle Klamottenläden, die du in deutschen Shoppingmalls und Einkaufsstraßen antriffst, zählen als Fast Fashion-Marken. H&M, Mango, C&A usw. – alles Fast Fashion. O no! Um an nachhaltige Mode ranzukommen, musst du also dein Shoppingverhalten umstellen.
Für Stadtkinder:
Google nach Läden in deiner Stadt, die nachhaltige Mode führen.
Für Dorfkinder:
Dir helfen nachhaltige Online-Shops (hier gibt es eine Liste) weiter oder Du suchst direkt nach nachhaltigen Modemarken. Im Netz gibt es zahlreiche Übersichten mit Fair Fashion Lables, zum Beispiel bei Öko-Test. Tipps zu grüner Mode findest du auch auf Nachhaltigkeitsblogs, wie zum Beispiel LiveLifeGreen von Alex Achenbach, die beim BR-Fernsehen als Nachhaltigkeitsexpertin tätig ist.
Der Nachteil von nachhaltiger Mode? Faire und umweltfreundlichere Kleidung kostet meist mehr als Fast Fashion-Marken. Denn es wird weniger Masse produziert, es werden bessere und damit teurere Materialien verwendet, Arbeiterinnen und Arbeiter werden besser bezahlt. Das alles drückt sich in einem höheren Preis aus.
Doch allein ein hoher Preis sagt nichts darüber aus, ob ein Kleidungsstück nachhaltig produziert wurde. Viele extrem teure Luxus-Marken stellen ihre Mode weder grün noch fair her. Hier zahlst Du hauptsächlich für den Markennamen.
Bei Neukauf auf Siegel achten
Nachhaltige Bekleidung erkennst Du unter anderem an besonderen Siegeln, wie IVN Best, GOTS und Fair Trade. Eine praktische Übersicht zu nachhaltigen Siegeln und, was diese bedeuten, findest du bei der Verbraucherzentrale Hessen.
Apps, die beim nachhaltigen Shoppen helfen
Weniger oder nachhaltiger Klamotten zu kaufen, kann genauso schwierig sein wie Abnehmen. Diät-Apps kennt wohl jeder. Aber es gibt auch Apps, die dich bei einem grünen Modekonsum unterstützen, zum Beispiel die Green Fashion Challenge App, welche die Leuphana Universität Lüneburg entwickelt hat.
Eine Liste mit weiteren Apps, die beim nachhaltigen Kleidungskonsum helfen, findest im Blog von Micolet, einer Secondhand Verkaufsplattform aus Spanien, die gebrauchte Fast Fashion Marken anbietet.
Das Nachhaltigste überhaupt: Bekleidung möglichst lange tragen – mindestens 30 Mal
Kleidung herzustellen, kostet Ressourcen und erzeugt Co2 – selbst wenn die Mode nachhaltig produziert wurde. Daher sind die nachhaltigsten Klamotten, diejenigen, die du möglichst lange und häufig trägst. Als Richtwert kannst du hier den Vorschlag der „30 Wears Challenge“ heranziehen, ein Kleidungsstück mindestens 30 Mal zu tragen, um die CO2-Emissionen und den Mode-Abfall zu reduzieren. Überlege also vor jedem Kauf, ob du das neue Stück wirklich so häufig anziehen wirst.
Generell gilt: Je weniger Klamotten im Schrank, umso häufiger wirst du die bereits vorhandenen Teile ganz automatisch tragen. Das gilt auch bei Kindern.
Allerdings ist es mit dem „Möglichst-lange-tragen“ bei Kindern, die im Wachstum sind, naturgemäß schwierig. Aber hier kommt der übernächste Tipp ins Spiel.
Klamotten reparieren oder anderweitig nutzen
Repariere Deine Kleidung oder nutze Kleidung anders weiter, zum Beispiel:
- als Schlaf-T-Shirt. Dabei kann auch das T-Shirt von Papa ein richtig langes Nachthemd für die kleine Tochter werden,
- als Kleidung für Putz-, Reparatur- oder Gartenarbeit,
- zugeschnitten oder zusammengefaltet als Putzlappen,
- als Bastelmaterial,
- als Stoff, um bei Schneider oder Schneiderin daraus etwas anderes nähen zu lassen (z. B. aus Papas oder Mamas Oberteilen eines für Sohn oder Tochter).
- Tücher oder Stoffreste eignen sich top als Geschenkverpackung. Hier findest du eine Anleitung, wie du ein Buch originell mit einem Tuch verpacken kannst.
Gebrauchtes anziehen
Mache für dein Kind das Tragen gebrauchter Kleidung attraktiv. Denn: Wer Second Hand trägt, ist ein(e) Umweltmode-Superheld(in)! Du hast ein Einzelkind? Dann frage bei Cousins und Cousinen oder älteren Freunden oder Bekannten nach, ob sie Abgelegtes weitergeben können. Zu wem schaut dein Kind auf und würde es als Ehre empfinden, dessen zu klein gewordene Kleidung zu tragen?
Abgelegte Kleidung weitergeben
Umgekehrt gilt natürlich auch: Reiche Deine abgelegten Klamotten weiter.
Diese Möglichkeiten gibt es:
- weiterverkaufen bei Second Hand Läden, Flohmärkten oder Online-Plattformen,
- an Verwandte, Freunde, Bekannte verschenken,
- an Sozialkaufhäuser spenden. Beispielsweise betreibt die Caritas bundesweit Sozialkaufhäuser,
- Kleidung in den Altkleidercontainer, nicht im Restmüll entsorgen.
WICHTIG! Kaputte oder zerschlissene Klamotten gehören in den Restmüll. Denn die Mengen an Altkleidern, vor allem von geringer Qualität, steigen stetig an. Mittlerweile sind es laut altkleiderspenden.de so viel, dass man eine Lkw-Schlange von Innsbruck bis Flensburg – das sind ca. 1.000 Kilometer! – voll mit Altkleidung bilden könnte. Putzlappen aus Altkleidern gibt es übrigens schon genug.
Sei ein Vorbild für Dein Kind
Angeblich sagte bereits der Komiker Karl Valentin „Wir brauchen unsere Kinder nicht erziehen, sie machen uns sowieso alles nach.“ Also auch den Umgang mit Bekleidung. Sei also für Dein Kind ein Vorbild und trage Kleidung möglichst lang, ziehe auch mal Second Hand an und achte beim Neukauf auf Herkunft, Material und wenn möglich auf Siegel. Thematisiere Deine Gründe beim Kleiderkauf. Damit lernt Dein Kind, dass man sich bewusst Gedanken über einen Kauf macht, die über die Dimension „Schaut es gut aus und ist es billig genug?“ hinaus gehen.
Über Kleidungskonsum und Nachhaltigkeit in der Familie sprechen
Änderungen sind immer schwierig und werden einfacher, wenn man darüber spricht – offen, ehrlich und ohne Tabus. Es ist oft anstrengend, dem Drang nach einem neuen Kleidungsstück oder der Marke zu widerstehen, die auf dem Schulhof gerade angesagt ist. Je älter Dein Kind wird, umso mehr wird Mode ein Thema sein. Sprich mit Deinem Kind über Mode und die Probleme, die sich daraus ergeben, bereits ab dem Grundschulalter. Wenn man Kindern die Zusammenhänge richtig erklärt, verstehen sie es. Kinder wollen mit ihrer Kleidung keine Umweltsünder sein. Das zeigen mir die vielen Gespräche, die ich während meiner Lesungen mit Grundschulkindern zum Thema Fast Fashion führe.
Du fühlst Dich überfordert, das Thema Fast Fashion und nachhaltige Mode kindgerecht zu erklären? Dann lest gemeinsam ein passendes Buch oder kindgerechte Texte aus dem Internet.
Mein Kinderbuch »Magische Welt der Dinge, Antons geheime Reise mit Paul Pulli« verpackt ganz viel Wissen über die Herstellung von nachhaltiger Bekleidung und Fast Fashion als Superhelden-Abenteuer. Geeignet ab 6 zum Vorlesen und ab 8 zum Selbstlesen.
In meinem Blog gibt es Beiträge, die Dich bei Gesprächen mit Deinem Kind über Nachhaltigkeit unterstützen können:
Häufige Fragen rund um nachhaltige Mode
Kurzantworten auf ein paar der häufigsten Fragen zu nachhaltiger Mode und Bekleidung findest Du hier.
1. Was sind die nachhaltigsten Klamotten?
Die nachhaltigsten Klamotten sind diejenigen, die du möglichst lange trägst (Richtwert hier: mindestens 30 Mal) oder Second Hand kaufst.
Wenn es Neuware sein soll, dann bietet dir diese Liste von Utopia mit fairen und nachhaltigen Modemarken vielleicht Orientierung.
2. Kann billige Kleidung fair und nachhaltig sein?
Grundsätzlich gilt: Je billiger ein Kleidungsstück, umso weniger Geld haben Menschen verdient, die es hergestellt haben. Also fair kann billige Kleidung schon mal nicht sein. Ähnliches zählt auch für Rohstoffe. Klamotten können heute oft nur so billig sein, weil sie aus Polyester bestehen, das billig in der Herstellung ist, aber umweltschädlich. Daher kann man sagen: Billige Kleidung, die zugleich nachhaltig ist, ist ausschließlich Second Hand Kleidung. Denn diese Kleidung wurde bereits getragen.
3. Warum ist nachhaltige Mode teurer als Fast Fashion?
Faire und nachhaltige Modemarken sind aus verschiedenen Gründen teurer als Fast Fashion Lables. Zum höheren Preis tragen zum Beispiel bei: Höhere Materialpreise, da hochwertigere Rohstoffe. Produktion in Ländern mit Mindestlohn und fairer Bezahlung. Herstellung von geringen Stückzahlen. Mehr über die Herausforderungen von Fair Fashion-Herstellern erfährst du im Experten-Interview über nachhaltige, textile Lieferketten.
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Hinweis: Für die Verlinkung auf andere Websites habe ich weder Geld, noch anderweitige Zuwendungen erhalten.
Bildnachweise:
Teaser-Bild: Canva
Kinderbuch vor Kleidung: Christian Willner
Aus dem Shop:
Der Sumpfmumpf und die Hoffnung,
Hardcover, 18,95€
Antons geheime Reise mit Paul Pulli, Band 1 von Magische Welt der Dinge. Hardcover, 14,95€
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